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Silent portraits
Das Erstellen von Portraits ist für mich weniger das Herstellen von Bildern, sondern mehr eine Suche nach dem Wesen der Person(en), mit der ich fotografiere. Fast jeder Mensch ist irgendwie selber auf der Suche nach diesem Wesen, bewusst oder unbewusst, mal mehr, mal weniger. Für die meisten bedeutet es sogar ein kleines Glück, wenn sie Charakterzüge oder Spuren und also Identifikationsmöglichkeiten finden - in Büchern, Filmen, Vorbildern, Lebensgeschichten, Märchen, Liedern und natürlich in Gesprächen.
Und ich glaube, nur die wenigsten finden heute solche Beiträge noch auf den Fotografien, auf denen sie, wie man so schön sagt, "abgebildet" sind. Fast alles, was vor dem Stephansdom oder dem Sonnenuntergang am Meer entsteht, halte ich irgendwie für "falsch", schon allein weil es die Person in eingelernten, wesensfremden Posen abbildet. Darum sind auch die besten Fotos in der Regel diejenigen, wenn man gar nicht weiß, dass man überhaupt fotografiert wird. Ich nenne solche Fotos hier "Street-Portraits", auch wenn sie selten auf der Straße entstehen, denn sie kommen den Fotos am nächsten, die man üblicherweise als "Street-Photography" bezeichnet und die so viel über das Leben und die Menschen erzählen mag.
Macht daneben die Studiofotografie - der Inbegriff der "gestellten", des unnatürlichen Fotos einen Sinn? Ich sage ja (sonst würde ich ja wohl nicht Fotograf arbeiten). Es ist jenes Setting, wo man sich gemeinsam und bewusst auf diese Suche nach diesem Wesen machen kann. Das geschieht beim sich Kennenlernen, beim Fotografieren, aber es geschieht auch beim Aussuchen der entstandenen Bilder. Und wenn man danach für sich die Bilder hat, sie betrachtet und mit Menschen über sie sprechen kann.
Es ist ein bisschen wie ein gemeinsamer Tanz, auch wenn man als Fotograf die "technische Seite" einbringt, geht es letztlich beim aktiven Portraitieren um eine menschliche Begegnung, eine Bereitschaft sich jemandem zu zeigen.
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